Hasslacher Schloss war einst ein Juwel am Haßlachfluss

22. Oktober 2019 : Gemälde an Bürgermeister Rainer Detsch überreicht:

Bericht vom 05.11.2019:

Hasslacher Schloss als Duplikat

Dieser Tage hat Heimatkundler Georg Heinlein ein Ölgemälde des ehemaligen Hasslacher Schlosses – von dem Stockheimer Hobbymaler Harald Popig erstellt – im Stockheimer Rathaus an Bürgermeister Rainer Detsch übergeben. Der Schlossdarstellung war allerdings als Erstlingswerk eine Arbeit vom Küpser Künstler Dieter Backert vorangegangen. Somit handelt es sich bei der Darstellung von Popig um eine Kopierarbeit. Ein entsprechender Vermerk wird im aktuellen Schlossgemälde nachgeholt, so der Stockheimer Hobbymaler.   

Bericht vom 22.10.2019:

Die ehemals selbständige Gemeinde Haßlach bei Kronach, die im Rahmen der Gebietsreform noch in der Freiwilligkeitsphase ihre kommunale Selbständigkeit aufgab und seit 1. Januar 1975 in die Gemeinde Stockheim integriert ist, kann auf eine durchaus interessante geschichtliche Entwicklung zurückblicken, die ganz entscheidend geprägt war vom Schloss, von der Schneid- und Mahlmühle sowie vom Wirtschaftshof.

Ein aussagestarkes Gemälde erinnert nun neuerdings im Stockheimer Rathaus dank der Initiative von Heimatkundler Georg Heinlein, der das Bild der Gemeinde gestiftet hat, an diese geschichtsträchtige Ära. Der Stockheimer Hobbymaler Harald Popig hat den baulichen Zustand des einstigen Schlosses von 1570 maltechnisch umgesetzt und damit die Vergangenheit wieder ins Bewusstsein gerückt. Bürgermeister Rainer Detsch, der beiden Idealisten für diese Initiative dankte, zeigte sich beeindruckt von der herrschaftlichen Pracht der einstigen fränkischen Reichsritterschaft. Seit 1400 – schreibt Wissenschaftler Helmut Dematio im Historischen Atlas von Bayern – wird Haßlach als Rittergut der von der Cappel in den Bambergischen Lehenbüchern greifbar. 1435 ist darin erstmals auch ein „Sitz zu Haßlach“ bezeugt.

Noch vor dem Tod des letzten Angehörigen der von der Cappel, Georg Wolfgang von der Cappel – er hatte keine männlichen Nachkommen – übernahm das Hochstift Bamberg 1631 unter Fürstbischof Johann Georg II. in Bamberg das Rittergut Haßlach. Kurz zuvor war ebenfalls das Rittergut Stockheim dem Hochstift anheimgefallen. Unter Umwandlung in Bürgermannlehen wurden die beiden Rittergüter 1639 an die Stadt Kronach übertragen. Die Schenkung an Kronach war Ausdruck des Dankes von Bischof Franziskus von Hatzfeld für die heldenhafte Verteidigung Kronachs gegenüber den schwedischen Angriffen von 1632/33. 

Nur wenige Heimatkundler hatten Kenntnis davon, dass einst ein Schloss die Keimzelle der Haßlacher Dorfgemeinschaft bildete. Lediglich Insider hatten Einblick in eine Zeichnung von 1570 sowie in eine Belagerungsskizze bei den schwedischen Überfällen 1632. In diesen historischen Darstellungen wird ein Schloss mit vier Türmen, von einem Wassergraben umgeben, dargestellt.

1989 wurde dann schlagartig die uralte Vergangenheit wieder allgegenwärtig.Unter der Leitung von Stephan Vierboom von der Universität Bamberg konnten mit finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde Stockheim und den Landkreis Kronach im Bereich der Anwesen Rauh und Hoh Teile der Außenmauer sowie zwei Rundtürme im Süden der Anlage nachgewiesen werden. Die Sandsteinfundamente der Türme sind auf einem Holzgitter errichtet, das auf etwa 120 Zentimeter langen Holzpfählen ruht. Die Turmfundamente haben einen äußeren Durchmesser von sechs Metern und einen Abstand zueinander von 30 Meter. Die Wissenschaftler haben die Bauphase in etwa auf 1540 datiert. Aus dieser Zeit konnten auch Tonscherben sichergestellt werden. Es muss deshalb – so die Vermutung der Experten – zuvor eine schlichte Sumpfburg gegeben haben – die die zwei vorbeiführenden Geleitstraßen beziehungsweise Handelswege absicherte. Und in der Tat: Bereits 1525 während des Bauernkrieges wurde von der Beschädigung einer Burganlage berichtet.

Das aus mächtigen Sandsteinen erbaute Schloss, das 1632 und 1633 durch schwedisch-coburgische Söldnerheere zerstört wurde, ist in der Folgezeit als Steinbruch für Häuserbauten missbraucht worden. Nach und nach hat sich die Natur das ihr entrissene Land wieder zurückerobert. Doch auch Wirtschaftshof und Mühle sind nicht mehr im Originalzustand vorhanden. Wie die Nachforschungen von Georg Heinlein ergaben, ist der Wirtschaftshof mit der alten Hausnummer 6 im Jahre 1717 neu aufgebaut worden. Die Mühle, die 1523 urkundlich erstmals erwähnt wurde, ist während des Dreißígjährigen Krieges ebenfalls zerstört worden. 1670 kaufte Hans Parnickel, Müller von Pressig, von der Stadt Kronach die öd liegende Hofstatt um 50 Gulden. In den folgenden Jahren entstand eine neue Mühle nebst Mühlgraben. 1773 erfolgte dann eine grundlegende Erneuerung. Im Jahre 2006 sanierte Besitzer Alfred Hoh die Haßlacher Mühle, die nun in neuem Glanz erstrahlt und zwischenzeitlich von Klaus Scherer aus Baunach erworben wurde.

Ein Gemälde im Stockheimer Rathaus erinnert an das ehemalige Haßlacher Schloss. Von links: Harald Popig, Bürgermeister Rainer Detsch sowie Georg Heinlein.

Das Fundament eines mächtigen Sandsteinturms konnte bei Ausgrabungsarbeiten 1989 nachgewiesen werden.

Grabungsleiter Stephan Vierboom und Studentin Antje Gunzenheimer zeichneten für die Ausgrabungen am ehemaligen Hasslacher Schloss verantwortlich.

Text und Fotos: Gerd Fleischmann